Stell dir vor, du bist im Supermarkt. Du arbeitest deine Einkaufsliste ab, schnappst dir ein paar Avocados in der Gemüseabteilung, einen Liter Milch aus dem Kühlregal und Salzbrezeln beim Knabberzeug.
Du kommst unten auf deiner Liste an und dir fällt auf, dass du eigentlich auch Bananen kaufen wolltest. Du gehst zurück zur Gemüseabteilung. Oh, warte, du brauchst ja auch Eier. Du gehst noch einmal quer durch den Supermarkt.
Ehe du dich versiehst, bist du mehrmals hin- und hergelaufen. Wäre es nicht einfacher – und vor allem effizienter – gewesen, wenn du die Produkte auf deiner Einkaufsliste gleich danach geordnet hättest, wo sich die Artikel im Laden befinden?
Nun, genau diesen Zweck erfüllen Affinitätsdiagramme.
In diesem Artikel erläutern wir, was es damit auf sich hat. Wir zeigen dir, wann es sich lohnt, Affinitätsdiagramme einzusetzen, wie du dich darauf vorbereitest und wie du sie selbst erstellen kannst. Aber klären wir zuerst den Begriff.
Was ist ein Affinitätsdiagramm?
Ein Affinitätsdiagramm (manchmal auch als Affinitätskarte bezeichnet) ist ein visuelles Tool, das dir hilft, Informationen aus einem Brainstorming zu organisieren. Du sortierst die Ideen auf der Grundlage ihrer Beziehungen untereinander in Gruppen oder Kategorien ein.
Nehmen wir zum Beispiel an, dein Kernkonzept besteht darin, das Kundenerlebnis zu verbessern. Alle Ideen, die sich auf die Verbesserung des Kundenerlebnisses beziehen, fallen unter diese Kategorie im Diagramm. Du gruppierst ähnliche Ideen und stellst visuell die Schritte dar, die du unternehmen kannst, um das Kundenerlebnis zu verbessern.
Das Diagramm selbst hat eine sehr einfache Struktur. Dennoch kannst du damit auch komplexe Informationen leicht aufschlüsseln, sodass jeder die verschiedenen Elemente deines Kernkonzepts versteht.
Obwohl Affinitätsdiagramme in der Regel als Teil des Brainstorming-Prozesses verwendet werden, eignen sie sich auch für andere Bereiche. Teams nutzen sie, um Prozesse zu optimieren, neue und innovative Lösungen zu entwickeln, einen Gruppenkonsens zu erreichen oder berufliche Konflikte zu schlichten.
Erstelle dein eigenes mit der Vorlage für ein Affinitätsdiagramm
Affinitätsdiagramme in der Praxis
Der Sinn eines Affinitätsdiagramms erschließt sich am leichtesten anhand eines praktischen Beispiels. Schauen wir uns also eins an.
Nehmen wir an, du hörst viel Kritik über die Art und Weise, wie ihr im Team Meetings abhaltet. Du setzt dich mit deinen Teammitgliedern zusammen, um herauszufinden, was sie am meisten stört. Nach dem Brainstorming gruppiert ihr die Kritikpunkte nach gemeinsamen Kategorien.
So sieht das Ergebnis aus:
![](https://miro.com/blog/wp-content/uploads/2021/06/image1-2.png)
Dies ist ein sehr einfaches Beispiel. Bei vielen Affinitätsdiagrammen werden die Ideen auch hierarchisch geordnet. Darauf gehen wir später noch ein. Aber das ist erst einmal die Grundstruktur, die du verstehen musst.
Wer hat die Affinitätsdiagramme erfunden?
Das Affinity Mapping wurde in den 1960er Jahren von dem japanischen Anthropologen Jiro Kawakita erfunden. Manchmal wird das Erstellen von Affinitätsdiagrammen auch als K-J-Methode nach Kawakita bezeichnet.
Das Affinitätsdiagramm ist eines der sieben Management- und Planungstools, die in Japan und weltweit eingesetzt werden, um Organisationen zu helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Diese Tools sind:
- Das Affinitätsdiagramm
- Das Baumdiagramm
- Das Beziehungsdiagramm
- Das Matrixdiagramm
- Prioritätsmatrizen
- Das Prozessentscheidungsdiagramm (PDPC)
- Das Netzwerkdiagramm
In diesem Artikel geht es jedoch ausschließlich um das Affinitätsdiagramm und wie es deinem Team helfen kann.
Wann sollte ein Affinitätsdiagramm erstellt werden?
Hier ist die kurze Antwort: wenn dein Brainstorming abgeschlossen ist.
Affinitätsdiagramme sollten nicht als Tool für das Brainstorming verwendet werden, sondern eher, um die Ideen aus dem Brainstorming zu organisieren, zusammenzufassen und weiterzuverfolgen.
Ein Affinitätsdiagramm ist nützlich, wenn:
- dein Brainstorming abgeschlossen ist
- du ein komplexes Problem lösen möchtest
- du viele Ideen oder Daten hast, mit denen du arbeiten kannst
- du gerne über den Tellerrand schaust.
Mit anderen Worten: Das Affinitätsdiagramm ist ein Tool, mit dem du Ordnung ins Chaos bringst. Um zum Beispiel vom Anfang zurückzukehren: Anstatt kreuz und quer durch den Supermarkt zu laufen, kannst du damit eine große Menge an Informationen überschaubarer und leichter verständlich machen – und damit auch effizienter handeln.
Was ist zu tun, bevor du ein Affinitätsdiagramm erstellst?
Möchtest du am liebsten gleich loslegen? Einen Moment noch. Es gibt ein paar Dinge, die du vorher wissen solltest, damit du dieses Diagramm so effektiv wie möglich nutzen kannst.
1. Lade eine vielfältige Gruppe von Teammitgliedern ein
Um beim Brainstorming die besten Ideen hervorzubringen, brauchst du verschiedene Denkweisen, Perspektiven und Persönlichkeiten.
Versuche, Personen aus anderen Abteilungen und unterschiedlichen Ebenen einzuladen, darunter auch solche, die gar kein Hintergrundwissen über das zu lösende Problem haben. So vermeidest du den „Herdeneffekt“, also dass eine Gruppe von Personen aufgrund ihres Drangs zur Anpassung schlechte Entscheidungen trifft. Vielleicht bekommst du sogar ein paar Vorschläge, auf die bisher noch niemand gekommen ist.
2. Weise eine führende Rolle zu
Jedes Meeting braucht Moderation, das gilt auch für das Brainstorming. Ein guter Moderator sollte:
- gut zuhören können, um den Teilnehmern zu helfen, ihre Ideen auszudrücken.
- analytische Fähigkeiten besitzen, um die Erkenntnisse aus dem Brainstorming in konkrete Aktionen umzusetzen.
- kommunikationsstark sein, um das Gespräch bei Bedarf zu lenken.
Du kannst die Moderation selbst übernehmen oder eine andere Person mit diesen Fähigkeiten bitten, das Meeting zu moderieren.
3. Bereite den Raum und die benötigten Materialien vor
Um zu brainstormen und anschließend ein Affinitätsdiagramm zu erstellen, brauchst du das richtige Material. Finde einen ruhigen Bereich, in dem ihr im Team ohne Ablenkung zusammenarbeiten könnt.
Nimm ein paar Notizzettel und Stifte mit, wenn ihr euch persönlich trefft. So kannst du während des Brainstormings Merkzettel schreiben. Verwende die Vorlage für das Affinitätsdiagramm von Miro, wenn das Meeting online stattfindet. Du kannst auch unsere virtuellen Notizen verwenden, um dem Ganzen den Effekt einer persönlichen Zusammenarbeit zu geben.
4. Prüfe deine Notizen
Nehmen wir an, du hast dein Brainstorming abgeschlossen. Bevor du nun dein Affinitätsdiagramm erstellst, lies dir die besprochenen Informationen noch einmal durch. So kannst du den Gesprächsverlauf rekapitulieren und dir dabei überlegen, wie du die Ideen im Affinitätsdiagramm am besten gruppierst.
Falls du dir Gedanken darüber machst, dass es zeitaufwändig sein könnte, deine Merkzettel durchzugehen und sie in ein Affinitätsdiagramm einzuordnen, kannst du Miro zur Hilfe nehmen. Auf unser intuitives Online-Whiteboard kannst du leicht Merkzettel hochladen und dort visualisieren, Informationen prüfen und sie für dein Team freigeben.
Erstelle dein Affinitätsdiagramm in 3 Schritten
Du hast jetzt alles, was du brauchst. Trommle dein Team zusammen, krempelt die Ärmel hoch, brainstormt gemeinsam und systematisiert dann eure brillanten Ideen in einem Affinitätsdiagramm. So geht’s:
1. Beginne mit dem Brainstorming
Denke daran, dass das Affinitätsdiagramm erst nachdem Brainstormen von Ideen nützlich ist. Notiere das Problem, das du zu lösen versuchst, oder die Frage, die du beantworten möchtest, oben auf deinem Whiteboard und halte dann einzelne Ideen als Notizen fest.
Hier sortierst du sie noch nicht. Jetzt geht es erst einmal darum, so viele Ideen wie möglich aus euren Köpfen auf die Merkzettel zu bringen. So hast du eine gute Basis, wenn du dann dein Affinitätsdiagramm erstellst.
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2. Kategorisiere deine Ideen
Jetzt hast du ein Durcheinander von Notizen und du kannst beginnen, sie nach Themen zu ordnen. Nimm dazu eine Notiz und lege den Inhalt als erste Kategorie der obersten Ebene fest.
Sieh dir die nächste Notiz an und überlege, ob sie in dieselbe Kategorie passt wie die erste. Wenn nicht, erstelle eine weitere Gruppe. Fahre damit fort und ordne so jede Notiz entweder einer bestehenden Gruppe zu oder erstelle dafür eine eigene.
Am Ende solltest du zwischen drei und zehn Gruppen haben, die du jeweils nach ihrem gemeinsamen Thema benennen kannst. Ein wichtiger Punkt: Die Kategorien sollten nicht schon vor dem Brainstorming feststehen. Sie sollten sich vielmehr spontan herauskristallisieren, während ihr eure Ideen sortiert.
3. Setze deine Ideen um
Informationen nützen nichts, wenn ihnen keine Taten folgen. Sobald du dein Affinitätsdiagramm erstellt hast, leite daraus Aktionspunkte und Zeitachsen ab, die dich zur Lösung des Problems führen.
Wenn du deine Gruppen identifiziert hast, kannst du mit einigen zusätzlichen Filtern und Organisationstaktiken noch einen Schritt weiter gehen, zum Beispiel:
- HIERARCHIE: Wenn sich deine Notizen in eine klare Hierarchie einordnen lassen (das muss nicht sein!) kannst du in der Vorlage für das Affinitätsdiagramm von Miro Notizen auf der Grundlage der Ideenebene gruppieren.
- PRIORISIERUNG: Wenn ihr im Team die gemeinsamen Themen erkannt habt, könnt ihr die Gruppen nach euren Zielen priorisieren. Mit der Miro-Funktion für Abstimmungen ist das sehr einfach.
Außerdem nützen Informationen niemandem, wenn ihnen keine Taten folgen. Sobald du dein Affinitätsdiagramm erstellt hast, leite daraus Aktionspunkte und Zeitachsen ab, die dich konkret zur Lösung des Problems führen.
So verwendest du die Vorlage für das Affinitätsdiagramm in Miro
Die Verwendung der Affinitätsdiagramm-Vorlage in Miro ist super-einfach. Mit unserem Online-Whiteboard können Teams direkt mit der Erstellung loslegen. Wähle unsere Vorlage für das Affinitätsdiagramm aus und gehe dann so vor:
Schritt 1: Haltet zuerst eure Ideen in der Vorlage fest und sortiert sie in Kategorien. Beziehe alle Mitglieder des Teams ein – du kannst die Vorlage online freigeben, wenn ihr remote zusammenarbeitet.
Schritt 2: Seht euch eure Ideen an und findet Gemeinsamkeiten. Diskutiert sie (persönlich oder über den Miro Videochat) und stellt Beziehungen zwischen den Konzepten her. Mitwirkende können auch selbst Notizen hinzufügen, um ihre eigenen Perspektiven freizugeben.
Schritt 3: Gruppiert die verwandten Inhalte in der Vorlage. Wiederholt dies, bis alle Ideen in der Vorlage eingeordnet sind. Mach dir aber auch keine Sorgen, wenn einige Ideen in keine deiner Kategorien passen. Du kannst später auf sie zurückkommen.
Schritt 4: Seht euch das fertige Affinitätsdiagramm an und vergewissert euch, dass alle mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Nutze unsere kostenlose Vorlage für ein Affinitätsdiagramm.
UX Research in einem Affinitätsdiagramm organisieren
Für fast die Hälfte der Unternehmen hat das Kundenerlebnis in den nächsten fünf Jahren Vorrang vor Preisen und Produkten. Warum? Kunden erwarten von Unternehmen, bei denen sie kaufen, Nutzerkomfort und einen guten Service.
86 % von ihnen sind bereit, für ein positives Kauferlebnis mehr zu bezahlen. 17 % wandern schon nach der ersten schlechten Erfahrung ab. Ohne Komfort und guten Service für deine Kundschaft setzt du dein gesamtes Business aufs Spiel.
Mit einem Affinitätsdiagramm kannst du dir tiefere Einblicke in das Nutzererlebnis (UX) verschaffen. Du kannst deine Recherchen zur Kundenzufriedenheit und deine Nutzerberfragungen organisieren, um Verbesserungspotenzial zu identifizieren und Maßnahmenpläne aufzustellen.
Aber wie genau kann ein Affinitätsdiagramm bei der Organisation der UX-Forschung helfen?
Das hängt ganz von dir ab. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, ein Affinitätsdiagramm in der UX-Forschung zu verwenden. Vielmehr kommt es darauf an, welche Informationen du hast und wie du sie gruppieren möchtest.
Etwas Inspiration gefällig? Hier sind einige Beispiele für UX-Affinitätsgruppen, die analysiert werden könnten:
- Antworten auf spezifische Fragen aus deiner Recherche
- Zusammenfassung von Beobachtungen, UX-Daten und Forschungsstudien
- Vorschläge zur Verbesserung deines Produkts oder deiner Dienstleistung
- Ideen für deine UX-Strategie
Denk daran, dass dies nur Vorschläge sind. Alle diese Themen variieren je nach deiner Recherche und deinen Zielen.
Häufige Fragen zu Affinitätsdiagrammen
Möchtest du noch mehr über Affinitätsdiagramme erfahren und weitere Tipps, wie dein Team sie nutzen kann, um großartige Ideen umzusetzen? Hier sind Antworten auf einige häufig gestellte Fragen.
Wie funktioniert ein Affinitätsdiagramm?
In einem Affinitätsdiagramm werden deine Brainstorming-Ideen auf der Grundlage ihrer Ähnlichkeiten in Kategorien eingeteilt. Das macht es für Teams einfacher, ihre nächsten Schritte zu visualisieren und einen fundierten Aktionsplan zu erstellen.
Was ist Affinity Mapping?
Als Affinity Mapping wird die Sitzung bezeichnet, in der du ein Affinitätsdiagramm erstellst. Es ist also der Prozess, bei dem das Diagramm entsteht. Dieser Prozess umfasst das Brainstorming, das Sammeln von Ideen für das Affinitätsdiagramm (oder die Affinitätskarte) und die Einordnung themenverwandter Ideen in Gruppen.
Was sollte ein Affinitätsdiagramm enthalten?
Das lässt sich nicht klar definieren. Es hängt davon ab, was beim Brainstorming besprochen wurde, wie viele Ideen du einbeziehen möchtest und welches Ergebnis du dir wünschst. Die meisten Affinitätsdiagramme werden in eine Hierarchie gegliedert, die ein Top-Level-Konzept enthält. Alle anderen Ideen werden innerhalb dieser Hierarchie gruppiert.
Wie wird das Affinity Mapping durchgeführt und moderiert?
Ein guter Startpunkt ist die Vorlage für das Affinitätsdiagramm von Miro. Unsere Vorlage ist sofort einsatzbereit und macht es dir leicht, den Prozess zur Erstellung des Affinitätsdiagramms effizient zu moderieren und durchzuarbeiten. Du kannst Kollegen in dein Board einladen und Informationen freigeben. So könnt ihr während des gesamten Prozesses zusammenarbeiten. Du kannst unsere Vorlage auch anpassen, um ein Affinitätsdiagramm zu erstellen, das perfekt auf dein Team zugeschnitten ist.
Welche sind bewährte Methoden zur Erstellung von Affinitätsdiagrammen?
Behalte diese wichtigen Empfehlungen im Hinterkopf, um den Prozess des Affinity Mappings optimal zu nutzen:
- Vermeide vorgegebene Kategorien. Konzentriert euch im Team auf das freie Brainstorming und definiert erst dann Kategorien, wenn alle Ideen sozusagen auf dem Tisch liegen.
- Beginne mit einem klaren Ziel. Das kann zum Beispiel eine Frage sein, die du zu beantworten versuchst, oder ein Problem, das du lösen möchtest.
- Bestimme eine Person, die das Brainstorming moderiert.. Du brauchst jemanden, der sich die ganze Zeit auf das Gespräch konzentrieren kann. So vermeidest du Zeitverschwendung durch unnötiges Abschweifen.
Mit einem Affinitätsdiagramm Ideen in die Tat umsetzen
Sicher, auch wenn du mit einer unübersichtlichen Einkaufsliste kreuz und quer durch den Supermarkt düst, ist der Einkauf irgendwann erledigt. Aber produktiv und effizient ist das wohl eher nicht.
Wenn du deine Einkaufsliste nach Produktkategorien geordnet hättest, hättest du Zeit gespart, Stress und Frustration reduziert und effizient eingekauft (weil du nicht zu Hause ankommst, um dort festzustellen, dass du das Brot vergessen hast).
Das ist es, was ein Affinitätsdiagramm für dich und dein Team leistet. Es bringt Ordnung in eure brillanten Ideen, sodass sie nicht nur leichter zu verstehen sind, sondern auch leichter umgesetzt werden können.